SoSe 09 2 SWS
Fakultät: Fakultät Medien
Professur Europäische Medienkultur
Prof. Dr. habil. Sonja Neef
Dienstags 15:15 – 18:30, ungerade Woche, Beginn : 20.04.2009
Raum : Bauhausstraße 11, Seminarraum 013
Dieses Seminar soll in die analytischen Verfahren der Dekonstruktion einführen und diese anhand eines Schlüsselbegriffs der Dekonstruktion, nämlich dem Begriff des ‚Universellen‘, erkunden, erproben und vertiefen. Im Werk von Jacques Derrida sind Universalismen in sehr unterschiedlichen Zusammenhängen erörtert worden. Derrida ‚spürt‘ sie auf und findet sie versteckt unter den Alibis des ‚Humanismus‘ oder der ‚absoluten Gastfreundschaft‘, unter der Maßgabe von ‚Freiheit‘, ‚Toleranz‘ und ‚Menschenrechte‘, in der Gestalt des ‚Anderen‘ schlechthin, im Begriff des Gesetzes als Sprache ebenso wie im Europa-Begriff. Im Duktus der Dekonstruktion demonstriert Derrida, dass es unmöglich ist, universelle Begriffe zu denken, ohne die historische und kulturelle Partikularität mitzubedenken, von deren singulären Beispielhaftigkeit aus Universalitätsbehauptungen aufgestellt werden. Das Universelle als ein naturgegebener oder gar kosmischer (nämlich wortwörtlich von der Kreisbahn der Planeten abgeleiteter) Grund wird somit in den Bereich des Fraglichen gerückt, wo er als phantasmatische Idee zugleich regulativ und grundlegend das Verfahren der Dekonstruktion antreibt. Das Universelle und Partikulare, die Identität und die Alterität, das Zeitliche und das Unendliche brauchen einander, um überhaupt denkbar zu werden.
Das Korpus des Seminars besteht primär aus einer Auswahl aus den Schriften von Jacques Derrida, aber auch in den Weiter- und Umdenkungen der Dekonstruktion bei Judith Butler, Ernesto Laclau, Richard Rorty und Gayatri Chakravorty Spivak.
Leistungsnachweis: aktive Teilnahme und mündliche Leistungen in allen Veranstaltungen sowie durch eine schriftliche Projektarbeit
Richtet sich an: MK/MA, Senioren
Bibliographie
Spivak, Gayatri Chakravorty, Death of a Discipline, New York (Columbia University Press)
2003, Kap. 3: Planetarity, 71-102
Butler, Universalities, Rorty, Zizek, Laclau
Weiterführende Literatur:
Perpich, Diane: “Universality, Singularity, and Sexual Difference: Reflections on Political Community”, in: Philosophy & social criticism, 2005, vol. 31, no4, p. 445-460 (ISSN 0191-4537 ) für Politik der Freundschaft
Hollander, Dana, Exemplarity and Chosenness: Rosenzweig and Derrida on the Nation of Philosophy, Stanford University Press, 2008 (ISBN 9780804755214. )
Jürgen Habermas, Jacques Derrida, Die Wiedergeburt Europas. Plädoyer für eine gemeinsame Außenpolitik – zunächst in Kerneuropa, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Juli 2003, S. 877-881 (erstmals erschienen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und in der Pariser Libération, 31. Mai 2003).
Krauß, Dietrich, Die Politik der Dekonstruktion. Politische und ethische Konzepte im Werk von Jacques Derrida, Campus, Forschung
Badiou, Alain, Paulus. Die Begründung des UniversalismuWahnich, Sophie, Figure de l’universel, in: L’impossible Citoyen, S. 127ff, 163ff. sowie S. 347ff.
Bemerkung Seminarplan
1.) 20. April: Vorbesprechung
2.) 27. April: Derrida, Von der Gastfreundschaft
3.) 11. Mai: Derrida, Politik der Freundschaft (Diane Perpich: Universality, Singularity, and Sexual Difference)
4.) 25. Mai: Derrida, Die Einsprachigkeit des Anderen
5.) 8. Juni: Derrida, Cosmopolites; Derrida Das andere Kap
6.) 22. Juni: Butler, Universalities
7.) Rorty oder Spivak, Gayatri Chakravorty, Death of a Discipline, New York (Columbia University Press) 2003, Kap. 3: Planetarity, 71-102