SoSe 04: Tropen: Metapher und Metonymie

Dass »die schwarze Milch des Morgens« nicht wörtlich, sondern metaphorisch zu verstehen ist, gilt als Gemeinwissen. Was aber ist genau eine Metapher? Wie funktioniert sie? Und was bedeutet der ihr verwandte Begriff der Metonymie? Seit der antiken Rhetorik werden Metapher und Metonymie als die zentralen »Tropen« verhandelt, als Stilmittel des uneigentlichen Sprechens: ein Wort, das eigentlich gemeint ist, wird ersetzt durch ein anderes, das den Begriff nun uneigentlich, dafür oft schmückend oder figurativ, zum Ausdruck bringt.
Tropen können aber mehr als nur Schmuck sein. Ihr medialer Modus ist auch nicht unbedingt auf Sprache, geschweige denn auf literarischen Sprachgebrauch festgelegt. Beispielsweise strukturiert Roman Jakobson ganze Kulturpraktiken entlang der Achse Metapher/Metonymie: Literatur, Malerei, Theater und Film. Und Lakoff und Johnson zeigen, wie unsere Wahrnehmung der Welt in hohem Maße durch eine Metaphorik des Körpers geprägt ist. Tropen sind somit auch Kognition. Sie sind konstitutiv für Wahrnehmung, Wissen, Diskurse. Evelyn Fox Keller operationalisiert sie für einen wissenschaftshistorischen Ansatz und Haydn White für eine neue Theorie der Geschichtsschreibung.
Im Seminar wollen wir den rhetorischen Operationsweisen von Metapher und Metonymie in dieser Breite, nämlich von Literaturwissenschaft bis hin zu den neueren Kognitionswissenschaften, auf den Grund gehen.
Dieses Seminar richtet sich an Interessierte im Diplomstudiengang.

Erster Termin: 16.04.2004
Freitags, 11.00 bis 13.00 Uhr
Raum 015, Bauhausstraße 11

Bemerkung:
Für Studierende im Diplomstudiengang und Bachelor MK. Ein Schein kann durch regelmäßige und aktive Teilnahme am Seminar sowie durch eigenverantwortliche Gestaltung einer Seminarsitzung mit schriftlichem Thesenpapier erworben werden.
Richtet sich an: M
Studienabschnitt 1