SoSe 09: Kosmographien

SoSe 09 2 SWS
Fakultät: Fakultät Medien
Professur Europäische Medienkultur

Prof. Dr. habil. Sonja Neef

Dienstags 17:00 – 18:30 wöch., Beginn : 14.04.2009
Raum : Bauhausstraße 11, Seminarraum 014

Wenn es dunkel wird, können die Gestirne sichtbar werden. Von jeher hat ihr Licht die Gelehrten erleuchtet, die ‚Weisen‘ (magoi) im Orient wie die ‚Gelehrten‘ (grammateis) im Okzident. Und von jeher haben die Beobachtungen der Fixsterne und die Ersterspähung von Planeten und Planetoiden nicht nur die kosmographischen Theorien informiert, sondern auch den Blick auf die Geschicke der Welt und der Erdbewohner gesteuert. In diesem Seminar wird es darum gehen, die großen Zäsuren der Geschichte der Astronomie als Geistesgeschichte in den Schriften von Hans Blumenberg, Galileo Galilei, Fritz Saxl, Peter Sloterdijk, Aby Warburg u.a. zu studieren. Es wird darauf ankommen, die Wechselwirkungen zwischen Himmelsordnung und Weltsystem, zwischen kosmographischen und kosmopolitischen Theorien als einen Prozess nachzuvollziehen, der sich in erster Linie den Medien der Himmelsbeobachtung verdankt und somit im Sinne einer medialen ‚Astronoetik‘ zu verstehen wäre. Besondere Aufmerksamkeit ist den astronoetischen Oppositionen zwischen sogenannten orientalischen und okzidentalen Kosmographien gewidmet, die sich angeblich im Geist des europäischen Kosmopolitismus trennen. Als Urszene dieser Spaltung wird jener Moment genau zu untersuchen sein, als Galileo Galilei 1609 (vor genau 400 Jahren) zum ersten Mal ein Teleskop auf den Nachthimmel richtete und damit das kopernikanische Weltbild empirisch unter Beweis stellte.

Neben den Lektüresitzungen sind (bei guter Sicht) teleskopische Beobachtungen sowie ein Besuch im Planetarium und im optischen Museum in Jena geplant.

Leistungsnachweis: aktive Teilnahme und Referat

Richtet sich an: MK/BA, Studienabschnitt 2, EMK, Senioren