Ins Museum geht man aus unterschiedlichen Gründen. Beispielsweise um Kunst zu sehen. Oder Kultur – eigene wie fremde. Oder um sich mit Geschichte auseinander zu setzen. Im Museum will man etwas lernen, sich von jemandem etwas zeigen lassen. Etwas für die Bildung tun.
Die Basisoperationen des Museums möchte ich – zugespitzt – unter zwei Schlagwörter fassen: das Rahmen und das Zeigen. Erst der Rahmen macht einen Gegenstand zum Museumsobjekt. Der Akt des Rahmens wählt aus, nimmt bestimmte Gegenstände in eine Sammlung auf, andere werden ausgeschlossen. Mit ihm wird bestimmt, was bildet und was nicht. Er unterscheidet also. Und als eine im Ursprung europäische Angelegenheit hat der Akt des Rahmens im Museum auch immer mit kulturellen Differenzen zu tun – zwischen »uns« hier und heute und »denen« dort oder damals, zwischen gebildet und ungebildet, zivilisiert und primitiv, Okzident und Orient, weiß und schwarz.
Der zweite zentrale Akt des Museums, das Zeigen, beinhaltet, dass jemand jemandem etwas zeigt. Indem das Museum ausstellt, fungiert es als Medium, mit dem eine Geschichte erzählt, eine Botschaft übermittelt wird. Durch die mediale Inszenierung sehen die Besucher nicht nur, was sie im Museum sehen (und was nicht), sondern sie sehen Objekte in einer bestimmten Weise.
Sich kritisch mit dem Rahmen und dem Zeigen im Museum zu befassen, heißt, sich einer Reihe von Problemen zu stellen: Welches sind die Kriterien der Selektion, der Inklusion und der Exklusion? Wer oder was sind die beteiligten Instanzen des Rahmens und Zeigens? Wer zeigt wem was, und wie? Wirkt sich das Museum auf eine Konstitution nationaler und europäischer Identität aus, und wie? Welches sind die Mittel der Inszenierung, und zu welchen Zielen werden sie eingesetzt? Wie funktioniert das Meta-Museum?
Diesen Fragen wollen wir uns annähern, indem wir die kritische Lektüre einschlägiger Texte zur Geschichte und Theorie des Museums kombinieren mit der detaillierten Analyse von Museen in Weimar oder Umgebung.
Mieke Bal. 1996. Double Exposures. The Subject of Cultural Analysis. New York/London: Routledge. insbesondere die Einleitung und Kap. 5.
Mieke Bal.. 2002. Kulturanalyse. Frankfurt/M.: Suhrkamp, insbesondere Kap. 4.
Jonathan Culler. 1988. Framing the Sign. Criticism and Its Institutions. Norman, OK/ London: University of Oklahoma Press. Insbesondere die Einleitung.
James J. Sheehan. 2000. Geschichte der deutschen Kunstmuseen. München: Beck.